DisruptHR mit Yannick Turkier: Wenn Führung sich verteilt: Warum verteilte Führung mehr als ein Experiment ist.
Beim diesjährigen DisruptHR Zürich sorgte Yannick Turkier mit seinem Impuls für besondere Aufmerksamkeit. In nur fünf Minuten zeigte er, wie mutig und zugleich herausfordernd es ist, Führung neu zu denken – und welche Spannungsfelder entstehen, wenn klassische Strukturen auf moderne Arbeitsformen treffen.
Sein Experiment mit verteilter Führung führte zu Reibung, Kritik – und zu wichtigen Erkenntnissen darüber, wie Organisationen heute arbeiten sollten.
Von der Idee zum Experiment
Yannick erzählt von einem mutigen Selbstversuch: Sein Team bei PostFinance wollte sich von der klassischen Linienführung lösen und statt einer zentralen Führungsperson mehrere Rollen mit klar definierten Verantwortlichkeiten etablieren. Die Überzeugung dahinter: In einer schnelllebigen und komplexen Arbeitswelt braucht es verteilte Entscheidungswege, nicht starre Hierarchien.
Doch mittendrin der Schlag: Ein Mitglied der Geschäftsleitung legt ein Veto ein – «Das bringt nichts, hört auf.»
Ein Moment, der zeigt, wie sehr neue Führungsmodelle bestehende Denkmuster herausfordern.
Was verteilte Führung bedeutet
Yannick macht deutlich: Verteilte Führung ist nicht dasselbe wie Co-Leadership. Es geht nicht darum, eine Führungsrolle doppelt zu besetzen, sondern Führungsaufgaben bewusst auf mehrere Rollen zu verteilen – dort, wo Expertise und Verantwortung sinnvoll zusammenfallen.
Im Team von Yannick sah das so aus:
16 Mitarbeitende
mehrere Fach-Lead-Rollen
eine People-Lead-Rolle
eine Methoden-Lead-Rolle
Diese Struktur sorgte für:
mehr Agilität
schnellere Entscheidungen
klare Verantwortlichkeiten
höheres Anpassungsvermögen
Kritik als Teil des Prozesses
Trotz der erlebten Vorteile stiess das Modell auf Widerstand. Einige Stakeholder empfanden die Struktur als zu komplex. Andere wussten nicht, wer Ansprechperson war. Manche sprachen gar von einem «Miniparlament».
Der Wunsch der Linie war eindeutig: eine einzige Person, die alles abdeckt. Doch dieser Wunsch widersprach dem Prinzip der verteilten Führung grundlegend.
Entscheidung fürs Dranbleiben
Das Team stand vor einer Weggabelung: zurück zur traditionellen Führung – oder weitermachen und sich weiterentwickeln?
Die Entscheidung fiel einstimmig: Keine Rückkehr.
Trotz Gegenwind war klar, dass dieses Modell der nächste logische Schritt war, um schneller, innovativer und kundenzentrierter zu arbeiten.
Wie Akzeptanz geschaffen wurde
Das Team entschied, nicht einfach weiterzumachen wie bisher, sondern gezielt an der Verständlichkeit und Akzeptanz der Struktur zu arbeiten. Zwei Massnahmen waren zentral:
Strukturen vereinfachen – Verantwortlichkeiten klarer und leichter nachvollziehbar machen.
Stakeholder aktiv abholen – wiederholt erklären, wie das Modell funktioniert und welchen Mehrwert es erzeugt.
Das Resultat: erneuertes Commitment der Geschäftsleitung und eine verbesserte Zusammenarbeit. Die verteilte Führung blieb bestehen – und wurde zum Vorbild für moderne Arbeitsweisen.
Key Take-aways
Verteilte Führung erhöht die Agilität: Entscheidungen werden dort getroffen, wo das Fachwissen liegt.
Klare Rollen sind entscheidend: Selbstorganisation funktioniert nur, wenn Verantwortlichkeiten eindeutig definiert sind.
Stakeholder müssen aktiv abgeholt werden: Transparenz und wiederholte Kommunikation schaffen Verständnis und Akzeptanz.
Mut zum Experiment zahlt sich aus: Neue Führungsmodelle können Widerstand auslösen, bieten aber klare Vorteile für moderne Organisationen.
Weiterentwicklung gehört dazu: Führung ist kein statisches Konzept, sondern ein kontinuierlicher Prozess der Reflexion und Anpassung.
Warum dieser Impuls relevant ist
Yannicks Geschichte zeigt eindrücklich, wie sehr Führung sich verändert. In Zeiten schneller Marktbewegungen und steigender Komplexität braucht es Modelle, die Verantwortung intelligent verteilen und Menschen ermächtigen. Verteilte Führung ist kein Trend – sondern eine Antwort auf die Realität moderner Organisationen.
Über Yannick Turkier
Transformation Specialist bei PostFinance
Yannick Turkier hat als Student in Taiwan gelebt und das fantastische, am Menschen orientierte, Dienstleistungsmindset dieser Kultur in seine tägliche Arbeit als Transformationsenabler eingebracht.
Mit seiner Expertise in Organisationsentwicklung und Beratung unterstützt er Organisationen, zukunftsfähige Arbeitswelten zu gestalten.
Seine Leidenschaft gilt New Work und der Entwicklung von Menschen, um Potenziale zu entfalten und nachhaltige Kulturveränderungen zu ermöglichen.
Unsere Sponsoren
Einen grosses Dankeschön geht an unseren Hauptpartner Workday, und an unsere Sponsoren HR Cosmos, Coople und Online Recruiter. Ohne eure Unterstützung wäre dieser Event nicht möglich. Vielen Dank!
Über DisruptHR
Innovative, neue Ideen und Meinungen, welche die Arbeitswelt neu denken und gestalten, präsentiert von rund 10 Speaker:innen in nur je 5 Minuten: Das ist DisruptHR.
Unsere Speaker:innen werden gecoacht von unserem TEDxLausanne Speaker Coach, Christopher Lübbers, um das Beste aus ihnen rauszuholen.
SPOT ON organisiert diese Events seit vielen Jahren in Zürich. Insgesamt über 80 Speaker:innen standen bereits auf unserer Bühne.