Studie
Arbeitswelt 4.0
Schweiz 2025
Die Schweiz steht mitten im Wandel – aber strategische Klarheit fehlt. Dies zeigt die Studie zur Arbeitswelt 4.0 Schweiz 2025.
Die Studie wird von Prof. Dr. Marc K. Peter von der Fachhochschule Westschweiz HES-SO Valais-Wallis und Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW mit Dr. Anna Victoria Rozumowski und in Partnerschaft mit Spot GmbH, WORK-REBELS AG, Tonazzi dot net und atwork.ai herausgegeben.
Summary
Die Arbeitswelt 4.0 ist in den Schweizer Unternehmen angekommen – aber längst nicht abgeschlossen. Das zeigt die aktuelle Studie der HES-SO Valais-Wallis und Partnern, die auf 263 individuellen Rückmeldungen aus der Schweizer Unternehmenspraxis basiert.
Die Ergebnisse verdeutlichen:
Die Arbeitswelt 4.0 wird in der Schweiz vor allem kulturell und organisatorisch entschieden – nicht technologisch. Unternehmen stehen heute vor der Aufgabe, Führung, Kultur, Kompetenzen und Arbeitsorte neu zu denken, um die Potenziale von Technologie und Flexibilität auszuschöpfen.
Unternehmen haben grosse Fortschritte erzielt, doch zentrale Erfolgsfaktoren bleiben ungenutzt: Während digitale Tools und flexible Arbeitsmodelle breit etabliert sind, fehlen vielerorts strategische Grundlagen, moderne Führungskulturen sowie technologische und digitale Kompetenzen.
Wer eine klare Strategie, moderne Leadership-Modelle und eine starke Lern- und Fehlerkultur etabliert, wird im digitalen Zeitalter widerstandsfähiger, innovativer und attraktiver für Talente.
Die kommenden Jahre werden zeigen, ob Organisationen digital wachsen oder digital überlastet werden.
Key Findings
Die Studie beleuchtet die Transformation der Arbeitswelt entlang von drei zentralen Dimensionen: People - Place - Technology.
1. Arbeitswelt 4.0: angekommen, aber nicht verankert
Fast 70 % der Unternehmen haben keine Strategie für die Arbeitswelt 4.0.
Zwar sind erste Schritte gemacht – 45 % geben an, dass sie die neue Arbeitswelt teilweise umgesetzt haben –, doch vollständig integriert ist sie nur in 3.8 % der Fälle.
Fazit: Die digitale Transformation passiert – aber oft zufällig, nicht geplant.
3. Führung entscheidet über Erfolg – und ist gleichzeitig das grösste Defizit
Die Studie zeichnet ein gemischtes Bild:
Vision, Orientierung und Teamgeist werden mehrheitlich gut wahrgenommen.
Doch New Leadership – also Vertrauen, Partizipation und Coaching – ist erst bei rund der Hälfte erkennbar.
Kontrollbedürfnis, Mikromanagement und Skepsis gegenüber neuen Arbeitsformen sind weiterhin verbreitet.
Kernaussage: Ohne modernen Führungsstil blockieren Organisationen ihre eigene Transformation.
5. Die Arbeitsbelastung steigt – Freiheit wird zur Herausforderung
Home-Office und flexible Arbeitsmodelle erhöhen zwar die Autonomie, gleichzeitig aber auch die Belastung:
66.2 % erleben steigende Arbeitsintensität
(korrigierter Wert der Studie, nicht „über 70 %“)Rund 70 % nehmen eine wachsende Aufgabenkomplexität wahr.
Fast die Hälfte sieht Mitarbeitende an der Belastungsgrenze.
Abgrenzung zwischen Arbeit und Freizeit fällt zunehmend schwer.
Schlussfolgerung: Flexibilität allein macht Arbeit nicht gesünder – es braucht Fokus, Regeln und echte Erholung.
7. Technologien: Kollaboration stark, KI im Aufbau
Was breit genutzt wird:
Kollaborationstools (Teams, Zoom)
Intranets & Wissensplattformen
Was erst im Aufbau ist:
KI für HR, Prognosen oder Prozessautomatisierung
Datenbasierte Führungsinstrumente
VR/AR-Anwendungen
Bemerkenswert: Generative KI wird bereits von 71.9 % genutzt, aber vertiefte AI Literacy fehlt in vielen Organisationen.
Trend: GenAI boomt – strukturelle KI-Anwendungen hinken hinterher.
2. Die grössten Barrieren sind kulturell, nicht technologisch
Die Top-Hürden der Transformation sind:
Führungsstrukturen
fehlendes Know-how
fehlende Strategie
zuwenig Zeit / andere Prioritäten
Technische Aspekte wie IT-Sicherheit oder Tools bremsen deutlich weniger.
Interpretation: Technologie wäre bereit – die Organisation ist es oft nicht.
4. Kultur und psychologische Sicherheit werden zur strategischen Ressource
Die Daten zeigen deutlich:
Über 70 % erleben hohes Vertrauen im Team.
Bei kritischen Themen ist die Offenheit deutlich tiefer.
Systematisches Lernen aus Fehlern findet nur in gut der Hälfte der Unternehmen statt.
Implikation: Kulturelle Flexibilität und psychologische Sicherheit sind Erfolgsfaktoren – aber noch kein Standard.
6. Arbeitsorte: Home-Office ist Standard – das Büro muss sich neu erfinden
Die wichtigsten Befunde:
95 % bieten Home-Office an.
Meistens zwei bis drei HO-Tage pro Woche.
Desk-Sharing, mobiles Arbeiten und Activity-based Working sind breit etabliert.
Licht, Akustik, Raumklima und Begegnungszonen sind die wichtigsten Faktoren moderner Arbeitsorte.
Tendenz: Das Büro wird zum Ort der Kultur, Identität und Begegnung – nicht der Kontrolle.
8. Kompetenzen: Sozial starke Teams, digitale Lücken
Stärken:
Empathie
Teamfähigkeit
Kommunikation
Problemlösung
Schwächer ausgeprägt:
Data Literacy
AI Literacy
Umgang mit Unsicherheit & Komplexität
Top-Kompetenzen für die Zukunft laut Befragten:
kritisches Denken
Lern- und Anpassungsfähigkeit
digitale & KI-Kompetenzen
Kommunikation & Kollaboration
ethische Kompetenz im Umgang mit KI
Schlüsselbotschaft: Zukunftskompetenzen sind ein Mix aus kognitiven, digitalen und sozialen Fähigkeiten.
Fazit: Die Arbeitswelt 4.0 ist ein Kulturprojekt
Die Studie macht klar: Menschen, nicht Technologien, entscheiden über den Erfolg der Transformation.
Wer die Arbeitswelt 4.0 erfolgreich gestalten will, muss:
Führung neu denken
Kultur aktiv entwickeln
Lernfähigkeit fördern
Belastung steuern
Räume bewusst gestalten
Technologie strategisch einsetzen
Die Transformation ist im Gang – aber kulturgetrieben, nicht technologiegetrieben. Führung, Lernfähigkeit und kluge Raumgestaltung werden die Erfolgsfaktoren der nächsten Jahre.
Aufbauend zur Studie “Arbeitswelt 4.0” von 2019
Die Erkenntnisse aus der Schweizer Unternehmenspraxis 2025 bauen auf der viel beachteten Studie “Arbeitswelt 4.0” von 2019 auf.
Herausgeber:innen & Kontakt
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Prof. Dr. Marc K. Peter
DigitalProf, Dozent Universität Basel, Universität Bern (Rochester-Bern Executive Programs) und Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW
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Dr. Anna Victoria Rozumowski
Dozentin für Marketing am Institute for Competitiveness and Communication an der FHNW.
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Mike Tonazzi
CEO bei tonazzi dot net
IT-Unternehmer, Experte für IT-gestützte Kollaboration und Kommunikation. Dozent CAS "Transformation Manager" and der FHNW. Engagiert in Forschungs- und Praxispublikationen zu Themen der digitalen Transformation und Arbeitswelt 4.0
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Markus Frei
Advisor & Sales Monkey bei WORK-REBELS AG
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