DisruptHR: Harte Wahrheit statt HR-Schönfärberei – Die Rede von Karin Schär
Als Teil des Formats DisruptHR lieferte Karin Schär eine schonungslose, ehrliche und zugleich wichtige Rede — eine Art Weckruf für alle HR-Verantwortlichen, die beim Buzzword-Bingo stehengeblieben sind, während die Basis wackelt. Hier mein Versuch, das Gehörte in einem Artikel-Stil à la SpotOn zu verarbeiten — klar, pointiert und mit echten Take-Aways.
Warum diese Rede wehtut — und notwendig ist
In nur fünf Minuten öffnete Karin Schär den Deckel auf eine Realität, die viele HR-Teams lieber verdrängen: Während überall von Talent Experience, Future Skills und KI im HR gesprochen wird, schwelt hinter den Kulissen ein Bürokratie-Dschungel. Verträge werden noch ausgedruckt und per Post versendet. Akten liegen in Papierordnern. Anfragen trudeln in unzähligen Outlook-Inboxen ein. Prozesse existieren, sind aber weder dokumentiert noch strategisch gedacht.
Die Rede war eine «Wutrede» — nicht aus Ablehnung, sondern aus Liebe zum HR. Doch diese Liebe reicht nicht, wenn die fundamentalen Services in sich zusammenfallen. So, wie man kein Hochhaus auf Sand bauen sollte, kann man auch keine moderne HR-Organisation auf einem Fundament aus Excel-Listen und manuellen Workarounds errichten.
So lief der Weg dorthin: Warum läuft’s nicht?
Historisch gewachsen, nie bewusst gestaltet
Das klassische Lohn- und Personalbüro hat sich über Jahrzehnte Stück für Stück erweitert — ohne strategische Planung, ohne klare Service-Definition, ohne Governance. Im Gegensatz dazu entstanden neue HR-Teams (z. B. Recruiting, Employer Branding) bewusst und zielgerichtet. Das operative „H-Services“ blieb in einer Grauzone.Mangelnde Rollen- und Verantwortlichkeitsklärung
Niemand hat offiziell entschieden, was zum Service gehört und was nicht. Damit bleibt H-Services „das Mädchen für alles“ — übernimmt alles, aber steuert nichts bewusst. Kein Service-Katalog, keine Abgrenzung.Digitale Tools ohne Sinn und Kontext
Selbst wo Digitalisierung stattfindet — sei es Ticketing-Tools, E-Dossiers oder neue HR-Software — bleibt der Impact gering, wenn Prozesse nicht gleichzeitig überarbeitet werden. Ohne Prozess- und System-Synchronisation führt jedes neue Tool nur zu mehr Komplexität.Falsche Erwartungen und Buzzword-Blindheit
Während Führungskräfte über Future Skills, Purpose und KI reden, zieht H-Services im Alltag noch manuell Verträge durch. So entstehen Diskrepanzen zwischen strategischem Anspruch und operativer Realität — und damit Frust, Ineffizienz und Realitätsferne.
Was HR-Teams jetzt tun müssen
🛠 Servicekatalog erstellen – klar definieren, was zum HR-Service gehört (und was nicht). Verhindert Überlastung, schafft Transparenz und Verantwortlichkeit.
📫 Anfragekanäle konsolidieren – statt 20 Outlook-Inboxen ein kanalisiertes System mit klaren Regeln. Vermeidet Chaos, Doppelspurigkeiten und verloren gegangene Anfragen.
🔄 Prozesse dokumentieren und standardisieren – Schritt für Schritt, nachvollziehbar und auditfähig. Ohne stabile Prozesse bleiben auch die schönsten Konzepte instabil.
🖥 Systeme und Tools immer mit Prozessdenken integrieren – bei Systemwechseln Prozesse anpassen, nicht umgekehrt. Sicherstellung, dass Datenqualität, Nutzerfreundlichkeit und Compliance gewahrt bleiben.
🧑💼 Rollen & Verantwortung klar verteilen – echte Service-Owners im HR benennen. Damit HR-Services nicht mehr «nebenbei» laufen, sondern strategisch geführt werden können.
🎯 HR-Service mit strategischer HR-Arbeit verbinden – zwischen operativer Basis und strategischem HR darf kein Bruch sein. Nur so können Themen wie Talent Experience, Future Skills oder KI im HR nachhaltig wirken.
Warum diese Kritik kein Pessimismus ist — sondern eine Chance
Karin Schär warnt nicht einfach, sie ruft auf. Und das ist genau der Punkt: HR-Transformation ohne solide Basis ist Theater. Aber mit klarer Struktur, Verantwortlichkeit und Bewusstsein kann HR zum echten Service-Zentrum werden — und damit den Weg ebnen für Innovation, Digitalisierung und Menschlichkeit.
Diese Rede ist ein Plädoyer für Demut, Klarheit und Handlungskraft. Für alle, die HR nicht nur als Buzzword-Generator, sondern als Organisation verstehen, die funktionieren soll — täglich, solide, verlässlich und mit Wirkung.
Fazit
Ja: Ein Hochhaus braucht ein stabiles Fundament. Und ja: HR-Transformation beginnt mit dem ehrlichen Blick auf die Basis. Wenn du gerade dabei bist, dein HR neu zu denken, nimm dir Karin Schärs Rede zu Herzen — und beginne unten.
Key Take-Aways
Forme einen klaren Servicekatalog — statt „Mädchen für alles“, gezieltes HR-Service.
Strukturiere deine Anfragekanäle — keine 20 Inboxen mehr für 10 Leute.
Dokumentiere und standardisiere Prozesse — mach das unsichtbare Fundament sichtbar.
Integriere Tools mit Bedacht — Prozess und System aus einer Hand.
Ernenn echte Service-Owners — damit HR-Services nicht verschwinden, wenn jemand fehlt.
Über Karin Schär
HR Strategies bei HR Campus
Als Strategieberaterin konzentriert sich Karin Schär auf die zentralen Themen im HR: Prozesse, Organisation und End-to-End Digitalisierung.
Mit ihrer umfassenden Erfahrung als operative Expertin und Projektmanagerin in HR und HR Services weiss sie, wie man ein tolles Service Erlebnis schafft und HR-Mitarbeitende glücklich macht.
Unsere Sponsoren
Einen grosses Dankeschön geht an unseren Hauptpartner Workday, und an unsere Sponsoren HR Cosmos, Coople und Online Recruiter. Ohne eure Unterstützung wäre dieser Event nicht möglich. Vielen Dank!
Über DisruptHR
Innovative, neue Ideen und Meinungen, welche die Arbeitswelt neu denken und gestalten, präsentiert von rund 10 Speaker:innen in nur je 5 Minuten: Das ist DisruptHR.
Unsere Speaker:innen werden gecoacht von unserem TEDxLausanne Speaker Coach, Christopher Lübbers, um das Beste aus ihnen rauszuholen.
SPOT ON organisiert diese Events seit vielen Jahren in Zürich. Insgesamt über 80 Speaker:innen standen bereits auf unserer Bühne.