Key Take-Aways von der COLABOR Session:
In einer Arbeitswelt, die zunehmend von Selbstorganisation, Komplexität und Wandel geprägt ist, bieten Werte Orientierung. Sie schaffen Vertrauen, fördern Verantwortung und verbinden Teams – gerade dort, wo Strukturen fluider werden. Ohne klare Werte geraten Entscheidungen ins Wanken, Zusammenarbeit wird beliebig, und Kultur bleibt Fassade.
Doch wie werden Werte tatsächlich im Alltag gelebt? Wie sichtbar sind sie in Entscheidungsprozessen, Strukturen oder im Umgang miteinander?
Bei der COLABOR-Session vom 19.6.2025 diskutierten Vertreter:innen aus wertebasierten Unternehmen gemeinsam mit Praktiker:innen aus HR, Organisationsentwicklung und Führung über zentrale Fragen: Wie entstehen Werte? Wie werden sie operationalisiert? Und was passiert, wenn gelebte Werte im Widerspruch zum Alltag stehen?
Herzliches Dankeschön an unsere Input-Geber:innen für ihre Einblicke und triarc laboratories ltd für die Gastfreundschaft!
Thomas Schefer, Family Board & Headcoach bei Cosanum
Astrid Blunschi Balmer, Koordinatorin Personal und Organisationsentwicklerin bei Alternative Bank Schweiz (ABS)
Iris Zenegaglia Gloor, Digitalisierungs- und Organisationsberaterin, Coach (bso) und Partnerin bei triarc-labs Ltd.
Key Take-Aways
Werte müssen gelebt – nicht nur kommuniziert – werden.
Sie entfalten Wirkung nur dann, wenn sie im Alltag beobachtbar sind, Entscheidungen prägen und in konkrete Handlungen übersetzt werden.Der Dialog über Werte ist zentral.
Auch definierte und dokumentierte Werte brauchen kontinuierlichen Austausch und Reflexion. Kultur ist ein fortlaufender Aushandlungsprozess.Mut zur Klarheit: Werte dürfen auch abgrenzen.
Wer sich klar zu seinen Werten bekennt, zieht die richtigen Mitarbeitenden an – und darf bewusst Nein sagen zu unpassenden Aufträgen oder Entwicklungen.Werte zeigen sich in Strukturen und Prozessen.
Ob Lohnmodell, Führungsverständnis oder Kommunikation – wertebasierte Unternehmen verankern ihre Überzeugungen systematisch in ihrem Arbeitsalltag.Implizit reicht nicht immer – Wachstum braucht Sichtbarkeit.
Gerade in wachsenden Organisationen oder in der Zusammenarbeit mit neuen Teams braucht es explizite Formen der Wertevermittlung.Selbstorganisation braucht Werte als Orientierungsrahmen.
In nicht-hierarchischen Strukturen ersetzen Werte formale Kontrolle – und geben Teams Sicherheit und Entscheidungsfähigkeit.Konkrete Methoden wie gewaltfreie Kommunikation helfen.
Werte wie Respekt, Ehrlichkeit und Eigenverantwortung werden greifbar, wenn sie mit praxistauglichen Werkzeugen hinterlegt werden.
Hier sind die wichtigsten Erkenntnisse und praktischen Beispiele aus den Beiträgen der Inputgeber:innen:
Werte entstehen aus Haltung – und brauchen Mut zur Konsequenz.
Thomas Schefer, Family Board & Headcoach bei Cosanum
Der Input von Thomas Schefer machte deutlich, wie Werte bei Cosanum nicht top-down definiert, sondern durch persönliche Erfahrungen und familiäre Prägungen gewachsen sind. Die bewusste Abkehr von traditionellen Hierarchien sowie die Offenheit für Experimente bildeten die Grundlage für eine werteorientierte Kultur.
Ein zentraler Wert ist das Musterdurchbrechen – ausgedrückt im Leitsatz: „Wir experimentieren, bevor wir planen.“ Diese Haltung ermutigt Teams, Neues auszuprobieren, statt auf Perfektion zu warten. Auch Gesundheit ist bei Cosanum nicht nur Thema, sondern gelebte Praxis: Ein Gesundheitscoach besucht regelmässig das Unternehmen.
Ein weiteres Beispiel: Die Fähigkeit und Bereitschaft, Nein zu sagen – auch zu lukrativen Aufträgen –, wenn sie nicht zu den Werten oder zur Belastbarkeit des Unternehmens passen.
In der Diskussion wurde klar: Werte sind nicht nur ein kulturelles Fundament, sondern auch ein strategisches Steuerungsinstrument für nachhaltiges Wachstum und glaubwürdige Arbeitgeberattraktivität.
Werte als Unternehmensgrundlage – konsequent verankert in Struktur, Haltung und Entscheidungsprozessen.
Astrid Blunschi Balmer, Koordinatorin Personal und Organisationsentwicklerin bei Alternative Bank Schweiz (ABS)
Die Alternative Bank Schweiz lebt ein konsequent wertebasiertes Geschäftsmodell. Astrid Blunschi Balmer zeigte auf, wie Werte wie Nachhaltigkeit, Mitbestimmung und soziale Verantwortung nicht nur die Produkte und Dienstleistungen prägen, sondern auch die tägliche Zusammenarbeit.
Die Bank arbeitet mit soziokratischen Strukturen, wodurch Mitarbeitende in Entscheidungsprozesse eingebunden und Rollen klar verteilt sind. Werte sind explizit formuliert, operationalisiert und bilden die Grundlage für strategische wie operative Entscheidungen.
Besonders sichtbar wird dies im Rekrutierungsprozess: Wer sich mit den Werten der Bank nicht identifiziert, bewirbt sich gar nicht – ein Beispiel für kulturelle Passung durch Selbstselektion.
Astrid betonte zudem, dass eine wertebasierte Organisation nicht automatisch bedeutet, dass alle Mitarbeitenden gleich tief in die Werte eintauchen müssen – entscheidend sei, dass genügend Menschen sie glaubwürdig leben und tragen.
Werte sichtbar machen – besonders in wachsenden, dynamischen Organisationen.
Iris Zenegaglia Gloor, Digitalisierungs- und Organisationsberaterin, Coach (bso) und Partnerin bei triarc-labs Ltd.
Iris Zenegaglia Gloor schilderte die Herausforderung, wie Werte in einer dynamisch wachsenden Organisation wie triarc labs gelebt, aber nicht immer explizit gemacht werden. Zwar sind sie im Verhalten und in der Zusammenarbeit spürbar, aber nicht formal dokumentiert.
Mit dem Wachstum wurde deutlich: Implizit gelebte Werte reichen nicht aus, wenn neue Mitarbeitende dazukommen, die nicht Teil der ursprünglichen Kulturentwicklung waren.
Diskutiert wurde, inwiefern es sinnvoll ist, Werte zu dokumentieren – etwa durch Leitprinzipien oder visuelle Formate – um gemeinsame Orientierung zu schaffen, ohne die Lebendigkeit des gelebten Austauschs zu verlieren.
Ein konkretes Beispiel war die Einführung von sogenannten Handlungsprinzipien, die aus einer konflikthaften Phase heraus entstanden sind. Sie dienen seither als identitätsstiftender Kompass, insbesondere in schwierigen Entscheidungssituationen.
Iris betonte, dass Werte im Alltag reflektiert und weiterentwickelt werden müssen – und dass Dialog, auch über Widersprüche, zentral bleibt.
Erkenntnisse und Fazit
Die COLABOR-Session machte deutlich: Werte sind wirksam, wenn sie…
im Alltag beobachtbar sind und nicht nur formuliert werden,
Entscheidungsprozesse, Strukturen und Kommunikation prägen,
dialogisch weiterentwickelt und immer wieder verhandelt werden.
Besonders in selbstorganisierten, dynamischen oder wachstumsorientierten Organisationen kommt der konsequenten Wertearbeit eine Schlüsselrolle zu. Sie schafft nicht nur Orientierung, sondern auch Anschlussfähigkeit für neue Mitarbeitende, Klarheit in der Führung und Robustheit in kritischen Situationen.
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