Künstliche Intelligenz als Katalysator für Team- und Organisationsentwicklung
Wie kann KI mehr sein als ein Tool – nämlich ein echter Treiber für Wandel, Zusammenarbeit und Kultur?
Fritz Seidel, (Co-)Founder DAY8, oceandrop & Boomerang Ideas, hat eine klare Antwort: Indem wir sie endlich kontextualisieren. In seinem Vortrag, gehalten an der HR Tech Night zum Thema „AI & Tech Meet Team Development“ vom 20. März 2025, skizziert der Unternehmer und Transformationsberater, wie personalisierte KI-Systeme künftig Coaching, Führung und Wissensmanagement neu definieren – und warum HR dabei eine Schlüsselrolle einnehmen muss.
Kontext ist König
Viele Unternehmen experimentieren mit generativer KI – oft in Form von Chatbots oder als kreative Schreibassistenz. Doch Fritz hält dagegen: Wer KI wirklich nutzen will, muss sie aus der Tool-Ecke holen.
„Large Language Models wie ChatGPT sind in ihrem Kern statistische Satzvervollständigungsmaschinen. Sie generieren Sprache basierend auf Wahrscheinlichkeiten – nicht auf individueller Relevanz“, erklärt er. Das Problem: Es fehlt der Kontext. Und genau darin liegt für ihn der Schlüssel.
Vom Durchschnitt zum Individuum
Fritz’ Vision: Unternehmen bauen eigene, kontextbezogene Wissenssysteme auf, die auf internen Daten, Prozessen und Werten basieren. Die Technik dahinter nennt sich „Retrieval-Augmented Generation (RAG)“. Dabei wird das Sprachmodell nicht länger allein auf die allgemeine Internet-Welt trainiert, sondern kombiniert mit den spezifischen Inhalten eines Unternehmens:
Organigramme, Trainingsunterlagen, interne Kommunikation, Führungsgrundsätze – all das fliesst in eine dynamische Wissensbasis, die echte Relevanz erzeugt.
Das Resultat?
Individuelle, skalierbare Assistenten, die nicht nur Informationen liefern, sondern Lernprozesse und Kulturentwicklung begleiten können. Sie erinnern an Unternehmenswerte, stellen kritische Rückfragen oder schlagen Peer-Verbindungen vor – etwa zwischen Mitarbeitenden mit ähnlichen Herausforderungen. So entsteht nicht nur Wissenstransfer, sondern echte Verbindung.
Key Facts aus dem Input von Fritz
Zentrale These:
KI kann zum Katalysator für Team- und Organisationsentwicklung werden – wenn sie kontextualisiert wird.
Problem herkömmlicher KI-Tools:
Viele generative Tools liefern generische Ergebnisse ohne unternehmensspezifischen Bezug.
Lösungsansatz: „Retrieval-Augmented Generation (RAG)“
Kombination aus unternehmensinternem Wissen (z. B. Werte, Prozesse, Trainings) und generativer KI – für kontextbasierte, personalisierte Assistenten.
Anwendungsfelder:
Führungskräfteentwicklung und Coaching
Wissensmanagement (z. B. Schulungsunterlagen auffindbar machen)
Kultur- und Wertearbeit im Alltag
Peer-Matching auf Basis ähnlicher Fragen oder Herausforderungen
Potenzial für HR:
HR kann sich als strategische Treiberin der Transformation etablieren – durch verantwortungsvolle KI-Gestaltung.
Wichtige Aussage:
„KI kann nur das, was sie gelernt hat – darum ist der richtige Kontext entscheidend.“
Vision:
KI wird nicht nur Tool, sondern Verbindungselement zwischen Menschen – mit Wirkung auf Lernen, Dialog und Kulturentwicklung.
HR als Möglichmacherin
Doch wer im Unternehmen soll solche Systeme verantworten? Für Fritz ist die Antwort klar: HR hat die Chance – und die Pflicht – sich hier als Transformationsarchitektin zu positionieren.
Denn es geht längst nicht mehr nur um Technologie. Es geht um die Frage, wie Organisationen in Zukunft lernen, sich entwickeln und Kultur gestalten – in einem Umfeld, das zunehmend dynamisch, komplex und datenbasiert ist.
„KI kann Wissenslücken schliessen, Führungsskills trainieren und sogar Sinn stiften – aber nur, wenn wir ihr sagen, worauf es uns wirklich ankommt“, so Fritz. HR könne dabei nicht nur Brücken bauen, sondern Standards setzen – etwa für ethische KI-Nutzung, Datenhoheit und psychologische Sicherheit.
Fazit
Künstliche Intelligenz verändert nicht nur die Art, wie wir arbeiten – sondern auch, wie wir führen, lernen und uns verbinden.
Fritz liefert mit seinem Ansatz ein starkes Plädoyer für einen neuen, menschenzentrierten Umgang mit Technologie: nicht als Selbstzweck, sondern als Hebel für nachhaltige Entwicklung.